St.Gallen: Haselnussliebhaber

Haselnussliebhaber gesucht

Das Projekt „Haselnussliebhaber“ drehte sich um die Kleinsäuger, welche Haselnüsse fressen: Eichhörnchen, Siebenschläfer, Haselmaus und verschiedene Mausarten wie die Rötelmaus oder Wald- und Gelbhalsmaus. Diese Kleinsäuger besetzen vielfältige Lebensräume und stellen somit unterschiedliche Ansprüche an den städtischen Lebensraum.

Die Nagespuren, welche die Nagetiere an Haselnüssen hinterlassen, verraten, wer die Haselnuss angenagt hat. Damit bieten Haselnüsse eine Möglichkeit, auf indirektem Weg über die Frassspu­ren den Haselnussliebhabern auf die Spur zu kommen. Die zweite Methode für einen indirekten Nachweis ist die Methode der Spurentunnel, die in Haselsträuchern platziert werden. Beide Me­thoden wurden im Rahmen dieses Projekts angewendet.

Die seltene Haselmaus konnte in St.Gallen leider nicht nachgewiesen werden.
Waldmäuse werden häufig mit Haselmäusen verwechselt.
Einsatz von vielen Freiwilligen und Schulklassen

Ziel des Schwerpunktprogramms „Haselnussliebhaber in der Stadt St.Gallen“ war, zusammen mit den StadtNaturBeobachter*innen und Schulklassen Nachweise von Eichhörnchen, Siebenschläfer und Haselmaus zu erbringen. Für den Nachweis wurden vom 12. Mai bis zum 18. Oktober 2019 Spuren­tunnel an 76 Standorten für je 4 Wochen aufgestellt. 15 Freiwillige sowie Mitarbeiterinnen des Vereins StadtNatur kontrollierten diese Tunnel wöchentlich.

Vom 12. August bis 30. September 2019 nahmen 8 Schulklassen, StadtNaturBeobachter*innen und Mitarbeiterinnen des Vereins StadtNatur an einer Nussjagd teil und sammelten 1289 Nüsse mit Nagespuren.

Befestigung eines Holz-Spurentunnels in einem Haselstrauch.
Kontrolle der Spurentunnel: Die Einladung wird aus dem Spurentunnel gezogen und auf Spuren kontrolliert. Ausserdem wird geprüft, ob das Tintenkissen noch genügend feucht ist.
Nachweise von Eichhörnchen, Siebenschläfer und Mäusen

Mit den Spurentunnel und der Nussjagd konnten viele neue Nachweise von nussfressenden Nage­tieren erbracht und genauere Verbreitungskarten für die Zieltierarten erstellt werden.

Je nach Tierart eignen sich die Methoden entweder der Spurentunnel oder der Nussjagd besser, um die Art nachzuweisen. Siebenschläfer lassen sich beispielsweise eindeutig anhand der Spuren in den Spurentunneln nachweisen, bei den Nagespuren ist ein sicherer Nachweis jedoch schwie­rig und selbst für Expert/innen nicht immer klar. Im Projekt konnten vor allem im Südwesten und Nordosten der Stadt viele neue Siebenschläfer-Nachweise erbracht werden. Eichhörnchen sind gut anhand von Nagespuren an Nüssen zu erkennen. Sie sind in St.Gallen fast flächendeckend verbreitet.

Der Nachweis von Haselmäusen auf dem Gebiet der Stadt St.Gallen gelang nicht. Trotzdem kann ein Vorkommen dieser Art auf St.Galler Boden nicht ausgeschlossen werden.

Verbreitungskarte der Siebenschläfer in der Stadt St.Gallen. Schwarze Punkte: Nachweise auf der Meldeplattform. Rote Punkte: Nachweise durch Spurentunnel und über die Nussjagd.
Förderung der Kleinsäuger

Den nussfressenden Säugetieren Eichhörnchen, Siebenschläfer und Haselmaus ist gemeinsam, dass sie reich strukturierte Lebensräume benötigen mit vielfältigen Hecken und Baumbeständen, die gut vernetzt sind. Sie brauchen zu jeder Jahreszeit reichhaltige Nahrungsquellen wie Triebe und Knospen im Frühling, Früchte und Beeren im Sommer und Herbst sowie Nüsse und Samen im Herbst. Diese Aspekte sollten bei der Verdichtung der Städte, Siedlungsränder, aber auch der Landwirtschaftsgebiete berücksichtigt werden.

Eichhörnchen sind auf einen alten, genügend dichten Baumbestand angewiesen. Die genaueren Ansprüche an den Siedlungsraum bezüglich der Baumarten und Baumanzahl sowie der Ver­netzung müssten weiter untersucht werden. Auch die Ansprüche der Siebenschläfer wären für eine gezielte Förderung weiter zu klären. Haselsträucher sind für beide Tierarten wichtige Nah­rungslieferanten und sollten in genügender Anzahl in städtischen Grünräumen vorhanden sein und entsprechend gepflegt werden, dass sie Nüsse tragen. 

Artporträt

Sciurus vulgaris
Muscardinus avellanarius
Apodemus sp.